„Auschwitz – wo liegt das eigentlich?“

Boders Beharren darauf, den Verlauf und die Struktur der Interviews wesentlich mitzubestimmen, bricht mit populären Erwartungen an „Zeitzeugengespräche“. In dieser Verunsicherung liegt auch die Chance, unsere oft ehrfürchtige Haltung gegenüber Holocaust-Überlebenden zu hinterfragen.

Wem gehören die Erzählungen?

Elf Jahre nach seinem Gespräch mit David P. Boder wandte sich Abram Kimelman mit einem Brief aus Israel an den Psychologieprofessor. Die Publikationsgeschichte der Audio-Aufzeichnung von 1946 wirft ethische Fragen nach dem wissenschaftlichen Umgang mit Interviewsammlungen auf.

„Can you sing a song?"

Nicht nur die Geschichten der DPs galten Boder als bewahrenswert, er nahm auch zahlreiche ihrer Lieder auf. Die Website „Music and the Holocaust“ präsentiert eine kommentierte Auswahl.

Verfremdungs-Effekte

David P. Boder scheute 1946 selten eine Frage und intervenierte sofort, wenn er etwas nicht verstand. Hier kommt weniger persönlicher Stil zum Ausdruck, sondern unterschiedliche zeitgenössische Konventionen, die die Interviewführung prägten.

Stimmen auf Draht, digitalisiert

Im März 2021 hat die digitale Interview-Sammlung „Voices of the Holocaust“ zum zweiten Mal seit Gründung ihre Innovationsfähigkeit bewiesen. Dank neuer Programmierung ist das Hören, Mitlesen und Suchen in den Interviews von David P. Boder unkompliziert und zuverlässig geworden.